Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum

Die Deutsche Nationalbibliothek mit ihren beiden Sitzen in Leipzig und Frankfurt ist Vielen ein Begriff – selbst wenn man sie nicht nutzt. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum hingegen ist auch allerhand Leipzigern bisher noch unbekannt. Unberechtigt – finden wir…

Im Jahr 2007 begann man mit dem vierten Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek. Dieser wurde im Mai 2011 eröffnet. Darin fand das Deutsche Buch- und Schriftmuseum seinen neuen Platz und bekam zugleich noch einen eigenen Lesesaal. Der Anbau symbolisiert ein liegendes Buch und zugleich ein Regal mit eingestellten Büchern. Seit Frühjahr 2012 ist die Geschichte der Schrift von den ägyptischen Hieroglyphen über eine afrikanische Memokette als Gedächtnisstütze für Erzähler sowie über arabische und chinesische Kalligraphie bis hin zu Zensur und den Neuen Medien für die Besucher erlebbar – analog vor Ort am Deutschen Platz und digital in der virtuellen Ausstellung unter dem selben Titel „Zeichen-Bücher-Netze: Von der Keilschrift zum Binärcode“. Diese ist zweisprachig (Englisch und Deutsch), frei zugänglich und bietet in elf Themenmodulen – darunter Handschriftenkultur, Buchdruck, Zensur und Lesewelten – vielfältige Einblicke in die Mediengeschichte. Der Eintritt in das Museum sowie Führungen für Schulen und andere Gruppen sind kostenfrei. Im Gegensatz zur Deutschen Nationalbibliothek gibt es kein Mindestalter, aber Führungen sollten vorher angemeldet werden. Das Museum nimmt an Veranstaltungen wie der Langen Nacht der Museen“, dem  „Maustürtag“ oder der Leipziger Buchmesse teil und veranstaltet auch selbst Events. Beliebt sind z.B. der Familiensonntag und die Kreativwerkstatt. Diese Angebote finden regelmäßig statt und sind kostenfrei.

Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum wurde am 29. Oktober 1884 als Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet und ist das weltweit älteste und nach Qualität und Umfang der Bestände eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur. Das Museum, heute im vierten Anbau der Deutschen Nationalbibliothek untergebracht, hatte seinen ersten Sitz in der Buchhändlerbörse in der Ritterstraße, ab 1888 im Buchhändlerhaus in der Hospitalstraße und ab 1900 im Buchgewerbehaus in der Dolzstraße. Im Winter 1943 wurde das Gebäude bei einem Luftangriff schwer beschädigt, wodurch drei Viertel der Bestände komplett zerstört wurden. Kurz zuvor wurden einige der wertvollsten Stücke, darunter ein Exemplar der Gutenberg-Bibel, nach Schloss Rauenstein ins Erzgebirge ausgelagert. Im Jahr 1945 beschlagnahmte die sowjetische Besatzungsmacht die wertvollen Stücke als sogenannte „Trophäenliteratur“ und brachte sie nach Moskau. Bis heute befinden sie sich dort in der Russischen Staatsbibliothek. Wie viele andere Museen auch, versucht man aktuell die im 2. Weltkrieg beschlagnahmten Werke zumindest als digitale Versionen wieder zu bekommen.
Seit 1950 gehört das Museum zur damaligen Deutschen Bücherei Leipzig und seit 2006 zur Deutschen Nationalbibliothek. Es sammelt, bewahrt und erschließt wertvolle Zeugnisse der Buch-, Schrift- und Papierkultur, darunter Keilschriften, Schriftrollen sowie auch papierhistorische Sammlungen. Mit 400.000 Exemplaren hat das Museum die weltweit größte erschlossene Sammlung von Wasserzeichen.

Auch historische Speisekarten von Banketts der Buchmesse oder relevante Rechnungen des Leipziger Verlagswesens wurden für Forschungen archiviert. Speziell hergestellte Bücher aus Bambus oder Seide sowie aus anderen ungewöhnlichen Stoffen sind neben anderen Seltenheiten der Buchkunst Bestandteil der seit 2012 eröffneten Dauerausstellung. Dabei kann das Buchmuseum bei seinen Ausstellungen jederzeit auf den Bestand der Deutschen Nationalbibliothek zurückgreifen. Den Grundstock bildet jedoch die eigene Fachbibliothek mit grafischen Sammlungen, künstlerischen Drucken und der Klemm-Sammlung. Das Museum stellt Studiensammlungen und die dazugehörige Fachliteratur für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung. Die Hauptaufgabe besteht aus der Erschließung und der Erforschung der weltweit auf Deutsch veröffentlichten Bücher und Schriften.

In der hauseigenen Fachbibliothek verfügt man über 150.000 historisch wichtige Dokumente, die seit 1844 vom Buchhandelsarchiv des Leipziger Börsenvereins zusammengetragen wurden. Hauptinitiator war der Buchhändler Carl Berendt Lorck, ein deutsch-dänischer Buchhändler, Verleger und Typograf. Den Grundstock des Bestandes bildet die 1886 aufgekaufte Sammlung des Schneidermeisters und späteren Verlagsbuchhändlers Klemm aus Dresden. Johann Heinrich Klemm war ein Schneider und Büchersammler aus Leidenschaft. So verband er beide Metiers, indem er eine der ersten deutschen Modezeitschriften gründete. Seine Sammlung bezog sich auf Lehr- und Fachbücher der Schneiderkunst, aber auch auf Bücher über mittelalterliche Handschriften und Wiegendrucke (siehe Inkunabel). Diese umfasst heute rund 67.000 Titel, darunter rund 23.000 museale Drucke ab der Inkunabel -Zeit. Klemm verkaufte seine Sammlung an das Königreich Sachsen mit der Bitte, diese in seinem Sinne fortzuführen.


Museum Kontakt
Telefon:
Ausstellungen, Führungen, Veranstaltungen 0341 2271-324
Museumslesesaal, Benutzung 0341 2271-318
Telefax 0341 2271-240
E-Mail dbsm-info@dnb.de
Öffnungszeiten:
Ausstellungsbereich Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
Donnerstag 10 bis 20 Uhr
An Feiertagen (außer Montags) 10 bis 18 Uhr
Museumslesesaal Montag bis Samstag 10 bis 18 Uhr
Verkehrsanbindung: Straßenbahn 2 oder 16 und Bus 74 bis Haltestelle „Deutsche Nationalbibliothek”


Link zum Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek

Link zur online Dauerausstellung des Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek („Zeichen-Bücher-Netze: von der Keilschrift zum Binärcode“)

Link zum Wissensquiz der Dauerausstellung

Link zum Video aus der ARD-Mediathek Geschichte der Schrift
getestet am 23.08.2017, verfügbar laut ARD bis 11.03.2019


Photo: © 2017 Dipl.- Designer Peter Lange
Von der Tontafel zum Tablet
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